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An einer Wand ihres Ateliers in Tailfingen finden sich Exponate ihres vielfältigen Schaffens: Große, bunt leuchtende Glasobjekte, Vasen und Schalen, exquisite Dekorationsgegenstände, allesamt alltagstauglich. Daneben hängen an einer Wand gleichformatige Kunstwerke, sogenannte „Fragmente“, alle unterschiedlich gestaltet unter Verwendung von Ton, Gips, Modelliermasse und Farben. Es sind die „jüngsten Babys“ von Beata Bednarek. In ihrem Wohnzimmer ist der Beginn ihres künstlerischen Schaffens ausgestellt: Eine großformatige Krippe – nach dem Vorbild der Krippen aus der Provence –, die mit deutschen Weihnachtskrippen wenig gemein haben. Detailreich dargestellt sind neben der Landschaft der Provence das typische Leben in den Dörfern früherer Zeiten: Da gibt es Häuser um einen Dorfplatz, enge Gassen, eine Kirche. In den Gassen tummeln sich Menschen: die Seifenhändlerin ist neben dem Scherenschleifer zu finden, spielende Kinder und Tiere tummeln sich im Freien. Etwas abseits steht die Mühle, davor belädt ein Bauer seinen Esel mit einem Mehlsack. Olivenhaine umgeben das Dorf, ebenso wie Lavendelfelder. Die kleinen Figuren – Santons (provenzalisch für „kleine Heilige“) – sind aufwendig gestaltet. Erst zu Weihnachten werden die heilige Familie und die drei Könige in das Dorfbild
eingegliedert. Mit Liebe zum Detail und unter Verwendung der unterschiedlichsten Materialien – Borkenstücken von Korkeichen, Sägespänen, getrockneten Lavendelzweigen, Fliesenresten, Steinen – wurde eine Landschaft geschaffen, die, ergänzt durch eine Personenstaffage, mit ihren Gerüchen, Farben und ihrem ganz besonderen Licht in die Provence
entführt. „Die Provence ist meine Herzensheimat“, stellt Beata Bednarek klar. Die 55-jährige Künstlerin ist in Polen geboren und lebt seit 15 Jahren in Tailfingen. Sie ist Autodidaktin und beschäftigt sich ausgiebig und intensiv mit Kunst. Es ist die Fantasie, die sie selbst beflügelt und die sie bei den Betrachtern anregen möchte. Ihre „Fragmente“ sollen „Fragen aufwerfen“, wie sie betont. „Kunst ist für mich nicht vollendet“, postuliert sie und ergänzt: „es bedarf der Fantasie des Betrachters, um das Kunstwerk fertig zu machen.“ Und dass diese „Vollendung“ von Betrachter zu Betrachter variiert, versteht sich von selbst. Der Grundstock ihrer Fragmente sind Holzblöcke – 15 mal 20 mal vier Zentimeter –, die dann bearbeitet werden. Wenig künstlerisch ist der erste Arbeitsschritt, das Schleifen der Blöcke. Die Vorderseite und die Ränder sind unterschiedlich gestaltet. Da gibt es kleine Friese, die das Fragment unterteilen, geometrische Muster, Romben, Quadrate, Figuren, die eigens modelliert wurden, teilweise in Kombination mit Blumenmotiven. Eines der Fragmente ziert die „betenden Hände nach Albrecht Dürer“, ein anderes eine Spielkarte, ein weiteres einen Notenschlüssel. Teilweise sind die Ränder der Blöcke mit Samt verziert, wahlweise auch bemalt und lackiert. Bei aller Diversität in ihrer Gestaltung, eines eint die Fragmente: „Ich gebe mir große Mühe, die Objekte perfekt unperfekt zu machen“, erläutert Beata Bednarek und deutet auf gewollte Kratzspuren und Schrammen, die sie mit Liebe zum Detail eingearbeitet hat. Wenn es nach dem Wunsch der Künstlerin geht, sollen Käufer sich aus dem vielfältigen Angebot ihre Bilder zusammenstellen, denn im Ensemble
kommen sie erst richtig zur Geltung. Die Fragmente können aufgehängt aber auch aufgestellt werden. Die Glasobjekte wurden mittels Decoupage-Technik gestaltet, dabei wird das Glas von hinten bearbeitet. Die verwendeten Motive stammen aus alten Kunstbüchern, die die Künstlerin auf Flohmärkten aufstöbert. Auch Motive aus Flora und Fauna finden Verwendung. Die Einzelteile müssen zunächst akribisch mit dem Skalpell ausgeschnitten werden, ehe die einzelnen „Puzzleteile“ dann zusammengesetzt und von hinten auf das Glas geklebt werden. Dabei gönnt sich Beata Bednarek immer wieder ein besonderes „Schmankerl“, in dem sie einzelne Motive ineinander verschränkt. Da die Innen- und die Außenseite der Glasobjekte unterschiedlich sind, fungiert eine „neutrale“ Papierschicht als Trennschicht. Nach Fertigstellung aller Schichten wird das Objekt bis zu 30-mal von außen lackiert. Die „gläserne“ Innenseite des Objekts kann wie jedes beliebige Glas benutzt werden, die Außenseite darf nur feucht abgewischt werden. Die Künstlerin wurde vor einem Jahr in den Arbeitskreis Kunst in Gäufelden aufgenommen, nachdem sie sich bereits als Gast zweimal bei den dortigen Ausstellungen beteiligt hatte. In diesem Kreis „fühlt sie sich wertgeschätzt, angenommen und sehr wohl“.

Ausstellungen und Berichte

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(Gäubote, Herrenberg 26.08.2023, von Gabi Weber-Urban)

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AK Kunst Gäufelden, Ausstellung Tailfingen

(Gäubote, Herrenberg 2022)

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